Canson wird italienisch

Canson Infinity

Canson, ein Unternehmen, das französisches Geschichte schrieb, wird in den Besitz der italienischen Firma Fabrica Italiana Lapis ed Effinia S.p.A. (Fila) übergehen. Mit dieser Nachricht überraschten die bisherigen französischen Besitzer von Canson, die Hamelin Gruppe, im Mai den Markt. Die Übernahme durch Fila soll bis Ende 2016 abgeschlossen sein.

Aus der Hamelin-Presseerklärung kann man herauslesen, weshalb man die ehrwürdige Kreativ-Marke Canson nicht weiter aufbauen möchte. Eric Joan, CEO of Hamelin, erläuterte, dass man sich bei Hamelin auf Verbrauchsmaterial für Schule und Büro und die beiden Marken Oxford und Elba konzentrieren werde. Fila-Geschäftsführer Massimo Candela dagegen betonte, dass die Übernahme von Canson das Wachstum von Fila weiter fördern werde und dass Canson-Produkte jene von Fila perfekt ergänzen werden. Fila sehe durch die Übernahme von Canson eine Reihe von Synergien, um zu einem weltweit führenden Anbieter im Kreativ- und Zeichenmarkt aufzusteigen.

Canson ist im Fineart-Markt aufgrund seiner hochwertigen Infinity-Medien ein wichtiger Marktteilnehmer und zudem auch ein Unternehmen, das französische Geschichte schrieb. Mit der Gründung des Unternehmens 1557 durch die Familie Montgolfier nahm eine faszinierende Entwicklung ihren Lauf. 1777 produzieren die Papiermacher Montgolfier bereits Pergament-Papier und am 17. Dezember 1782 steigt ein von Joseph und Etienne Montgolfier aus Papier gebauter Ballon in die Luft und der Traum vom Fliegen wird erstmals für einige 100 Meter Wirklichkeit. Noch heute ist in dem Begriff „Montgolfiere“  als Synomym  für Heißluftballon die Geschichte der Papiermacher-Familie Montgolfier erkennbar.

1801, Etienne de Montgolfier war zwei Jahre zuvor gestorben, übernimmt Schwiegersohn, Barthélémy Barou de la Lombardière de Canson die Papierfabrik und bringt damit den Namen Canson ein,der für Künstler und Liebhaber schönen Papiers zur Legende wird. Künstler wie Matisse,  Picasso aber auch Andy Warhol arbeiteten auf Papier von Canson. 1976 übernimmt der Papierkonzern Arjo Wiggings den Traditionshersteller, um ihn 2006 an die Hamelin-Gruppe zu verkaufen, die nun nach 10 Jahren feststellt, dass man sich doch besser auf die Kernkompetenz, Verbrauchsmaterial für Schule und Büro, konzentriere.

Das Unternehmen Fabbrica Italiana Lapis ed Affini S.p.A wurde 1920 in Florenz gegründet. FILA hat Generationen von Italienerinnen und Italienern beim Erlernen des Schreibens, Zeichnensund Malens begleitet und gilt heute in vielen Ländern der Erde als Ikone italienischer Kreativität und Qualität.

Haupteigner ist seit 1956 die Familie Candela.  Die Firma Fila ist ein Beispiel für ein Familienunternehmen, das sich zu einem multinationalen Konzern mit mehr als 20 Produktkategorien, elf Fertigungsanlagen und etwa weltweit mehr als 5000 Mitarbeitern entwickelt hat. Dank renommierter Traditionsmarken wie Giotto, Tratto, Das, Didò, Pongo, Maimeri und Lyra erfreuen sich Fila-Produkte großer Wertschätzung in Italien und ganz Europa.

Seit November 2015 wird Fila an der Mailänder Börse gehandelt. Der Umsatz von Fila lag 2015 bei 275 Millionen € und wuchs in den vergangenen 20 Jahren stark. Davon zeugen auch verschiedene Übernahmen. So wurde bereits im Jahr 2008 der deutsche Stift-Hersteller Lyra (Nürnberg) durch Fila übernommen. Bleistifte, Farbstifte, Knetmasse, das sind die Hauptprodukt-Gruppen, die Fila stark gemacht haben.

Jede Übernahme kostet Substanz

Die Geschichte von Fila ist in der Tat eine Erfolgsgeschichte. Aber passt da auch der Papierhersteller Canson dazu? Jeder Verkauf schwächt ein Unternehmen. Die mehrfachen Besitzerwechsel innerhalb von 20 Jahren waren die Ursache für den Tod von Ilford als Produzent. Auch die Marke Canson befand sich erst zehn Jahre unter der Obhut von Hamelin. Ob die Kreativ-Macher bei Fila neben Bleistiften und Knetmasse das spezielle Thema „Fineart-Medien“ verstehen, werden sie hoffentlich bald zeigen. Die Marke Canson ist zu wichtig, um nach einigen Jahren erneut verkauft zu werden.

Hermann Will