Fremdtinte
Fremdtinte ist die umgangssprachliche Bezeichnung für Tinte, die gegen den Willen des Druckerherstellers in dessen Gerät verwendet wird. Da Drucker plus Tinte ein System darstellen, verbinden Druckerhersteller die Garantieverpflichtung mit der Verwendung der eigenen, für das Gerät frei gegebenen Tinte. Der Garantieanspruch jedoch ist rechtlich unabhängig von der verwendeten Tinte, der Verbraucher kann also Fremdtinte nutzen, ohne die Garantie zu verwirken. Kann Ihnen der Druckerhersteller allerdings eindeutig nachweisen, dass der Schaden durch nicht von ihm hergestelltes Material entstand, wird es rechtlich kritisch. In der Praxis ist es jedoch sehr selten, dass Fremdtinte das Gerät wirklich schädigt, zumindest bei Office-Druckern, die mit Dye-Tinte, also farbstoffbasierter Tinte, drucken.
Um Drittanbieter im Geschäft mit der Fremdtinte zu hindern und den Zugang zum Drucker zu erschweren, sind in den meisten Geräten von Canon, Epson oder anderen Drucker-Herstellern Tintenpatronen mit integriertem Chip verbaut. Dies erklärt sich aus der Tatsache, dass die Drucker für den Hersteller wenig Gewinn bringen und erst der Verkauf der Tintenpatronen über einen langen Zeitraum den Ertrag bringt.
Erfordert der Wechsel zu Fremdtinte neue ICC-Profile?
Um aus größeren und damit preiswerten Gebinden die Patronen selbst befüllen zu können, nutzen Anwender auch Chip-Resetter. Damit wird der auf der Tinten-Patrone angebrachte Chip manipuliert und der Drucker erkennt die Refill-Patrone nicht als Fremdtinte. Damit ist die erste Hürde für die Nutzung von Fremdtinte überwunden. Doch wie steht es um die Farbechtheit der Tinte als solche? Im Office-Bereich spielt es keine Rolle, ob die Farben perfekt sind, im FineArtPrinting achten Anwender auf eine farbrichtige Wiedergabe des Bildes. Entspricht die Farbwiedergabe den Tinten des Herstellers oder sind eigene Farbprofile für den korrekten Druck mit den Fremdtinten erforderlich? Wer sich mit solchen Details beschäftigt, wird schnell mit der Frage konfrontiert, ob bei Verwendung von Refill-Tinte, sprich Fremdtinte, weiterhin die von den Papierherstellern zur Verfügung gestellten ICC-Profile nutzen oder bietet mir der Tintenhersteller Profile für bestimmte FineArt-Medien an? Neben der Frage, ob der Drucker durch Fremdtinte Schaden nehmen könnte, bleibt die korrekte Farbwiedergabe durch Fremdtinte dem Selbstversuch überlassen, denn ein Zertifikat wird es vom Anbieter der Fremdtinte nicht geben. Die Behauptung, dass die Original-Profile der Papieranbieter auch bei Einsatz der Refill-Tinte oder Fremdtinte genutzt werden können, sagt letztlich nichts über die Farb-Übereinstimmung und über die Lichtstabilität der Fremdtinte, die in manchen Fällen wichtig werden kann, aUS. Beispielsweise wenn Sie im Glauben, das Bild mit lichtstabilen Tinten gedruckt zu haben, einen Druck verkaufen, den der Kunden nach wenigen Monaten wegen Verblassen reklamiert.
Zu guter Letzt geht es um die Wirtschaftlichkeit der Tinten, für wen lohnt sich Refill-Tinte oder Fremdtinte? Das sollte jeder für sich vor dem Kauf dieser kalkulieren. Erste Berechnung ist die verbrauchte Tinte je Print und aufgrund der Kostendifferenz zwischen Fremdtinte/Refill-Tinte multipliziert mit der Zahl zu produzierender Prints im Monat lässt sich eine Aussage treffen, ob sich überhaupt angesichts des Druckvolumens eine Einsparung durch den Einsatz vom Refill-Tinte lässt.
Erst nach Kalkulation auf Fremdtinte wechseln
Wer im Forum von FineArtPrinter mitliest, wird eine Reihe euphorischer Beiträge über Fremdtinten lesen, allerdings auch bitter enttäuschte Anwender berichten dort von den Erlebnissen mit den Fremdtinten-Herstellern, die Refill-Tinten verkauften, aber keine Ahnung davon hatten, was sie da genau verkaufen.
FineArtPrinter-Fazit: Der Einsatz von Fremdtinte oder auch Refill-Tinten lohnt nur in ganz wenigen Fällen, da sich das Sparpotential nur dann realisieren lässt, wenn auch wirklich großer Durchsatz erzielt wird. Für Heimanwender mit geringem Druckvolumen ist vom Einsatz von Fremdtinten abzuraten, zumal im ungünstigen Fall auch neue ICC-Profile erforderlich werden oder aufgrund von veränderter Herstellung diese neu erstellt werden müssen. Wer jedoch ein kleines Druckstudio führt und täglich seinen Drucker mehrere Stunden füttern kann, wird schnell berechnen können, ob sich der Einsatz von Refill-Patronen oder Fremdtinten auszahlt.