Farbraum

Begriffe rund um Farbe und Farbraum und die Entscheidung ob Adobe RGB oder sRGB sind für viele Fotografen Streßworte. Muss ich etwas von Farbraum und von  Farbmanagement verstehen? Zumindest hilfreich ist dies, denn unsere Kameras haben leistungsfähige Sensoren, die bei ausreichend Licht die wunderbarsten Farben in unseren Bildern speichern. Doch die vom Sensor "gesehenen" und gespeicherten Farben bleiben nach der RAW-Entwicklung nicht in vollem Umfang übrig, wenn wir bei Thema Farbraum die Weichen falsch stellen. So werden täglich in tausenden von Fällen aus den leuchtenden Farben, die in der RAW-Datei gespeichert sind, bei Umwandlung im RAW-Konverter und der Zuweisung des  sRGB-Farbraums  “akzeptable” Farben, weil man es nicht besser wusste. Dabei hätte die Entscheidung für den größeren Farbraum Adobe (1998) RGB  vorwiegend die hochgesättigten Farben wie Himmelsblau, frisches Grün und leuchtende Blütenfarben in ihrer Farbpracht erhalten. Doch beim Umwandeln in einen kleinen Farbraum wie sRGB geht da einiges verloren, worüber sich kaum jemand im Klaren ist. Regelmäßig werden sogar bei der Zuweisung des sRGB-Farbraums Farben “gelöscht”, die teilweise auf Druckern wie einem Canon Pro-1000 oder einem Epson SC P700/900 problemlos druckbar wären - wollten wir das?

Ein Farbraum ist eine definierte Teilmenge von Farben aus dem für den Menschen sichtbaren Spektrum. Ein Farbraum ist ein von Menschen geschaffenes Modell, das uns in der Digitalfotografie hilft, das Licht und die erlebten Farben so naturgetreu wie möglich zu speichern. Farbe ist nicht immer gleich Farbe, besonders dann nicht, wenn der Bilddatei kein Standard, also ein entsprechender Farbraum, zugewiesen wird. Die Entscheidung, welchen Standard die Bilddatei erhält, liegt beim Fotografen und ist in der Digitalfotografie Voraussetzung für Farbmanagement, also dem Ziel, das Bild durch einen Standard auch auf unterschiedlichen Geräten oder auf Papier möglichst in seinen Farben weitgehend zu erhalten. Bereits 1931 definierte die CIE (Commission Internationale de l'Eclairage) drei Primärfarben, welche die Farben Rot, Grün und Blau bei der Mischung der Farben ersetzen sollten. Die drei neu definierten Primärfarben: X, Y und Z beschreiben einen 3-dimensionalen Farbraum. Projiziert man diese auf eine Ebene, so erhält man das CIE - Farbdiagramm, das die Form eines Hufeisens besitzt. Dieses CIE-Diagramm wird wegen seiner Form auch "Schuhsohle " genannt.

Arbeiten mit Adobe RGB erfordert hochwertigen Monitor

Aufbauend auf derartigen Definitionen wie dem CIE-Farbdiagramm lassen sich in der Praxis Farben zwischen unterschiedlichen Geräten und Anwendern leichter handhaben. So arbeitet eine Bildverarbeitungssoftware wie Adobe Photoshop mit LAB als Referenzfarbraum. Farbräume sind Standards, mit dem Ziel der Datenkompatibilität von Gerät zu Gerät. Die Farben sollen auf verschiedenen Geräten identisch erscheinen.  Das gelingt dann, wenn die eingesetzten Monitore einen entsprechenden großen Gamut aufweisen, also in der Lage sind, die Farben des gewählten Farbraums auch zu visualisieren, was auf preiswerten Büromonitoren nicht möglich ist. Meist kann ein Büromonitor kaum alle Farben des sRGB-Farbraumes abbilden, geschweige denn einen hoghen Anteil der Farben des Farbraums Adobe RGB.
Sinn eines Farbraums ist es, innerhalb der definierten Grenzen die gerätebedingte Umwandlung von Farben zwischen Eingabegerät wie einer Kamera, der Verarbeitung (Bildbearbeitungsprogramm), der Darstellung (Monitor) sowie der Ausgabe als Druck eine Kontrolle über die Farbqualität zu haben. Das erfordert es, den fotografischen Workflow konsequent auf den gewählten Farbraum abzustimmen. In der Praxis bedeutet dies: Wer beispielsweise Landschaftsfotografie betreibt, fotografiert sinnvollerweise im RAW-Format. Mittels RAW-Konverter werden die Bilder dann entwickelt und in einen bestimmten Farbraum exportiert. Das sinnvollste Farbmodell für Fotografie ist in diesem Fall der Farbraum Abobe RGB 1998. Warum, ausgerechnet Adobe 1998 und nicht sRGB? Dazu gibt es eine Erklärung weiter unten, denn der Farbraum sRGB enthält weniger gesättigte Farben als der Farbraum Adobe 1998. Wenn der Anwender seine Bilder in den Farbraum Adobe RGB 1998 exportiert, dann sollte auch die Bildverarbeitungssoftware wie LR oder Photoshop auf den Arbeitsfarbraum Adobe RGB 1998 eingestellt und am Rechner ein Bildschirm angeschlossen sein, der 98% des Adobe RGB-Farbraums abdeckt. An einem 200 €-Monitor werden meist nur die Farben des sRGB-Farbraums dargestellt, nicht jedoch die gesättigten Farben von Adobe 1998.

Wer im sRGB-Farbraum arbeitet, verschenkt Farben

Wer seine Fotos durchgängig im Farbraum sRGB bearbeitet, verschenkt Farbpotentiale, die der Kamera-Sensor aufzeichnet und die auch die Bildbearbeitungssoftware entwickeln könnte. Der Kamera-Sensor “sieht”  Farben wie leuchtendes Grün, tiefes Rot und sattes Blau, keine Frage, in der RAW-Datei ist alles gespeichert. Ob der Bildbearbeiter dann jedoch bei der RAW-Konvertierung das richtige Farbmodell wählt, sprich den größtmöglichen Farbraum, um die Farben in ihrer Fülle sichtbar zu machen, hängt von der Größe des gewählten Farbraumes ab. Wenn man bei der RAW-Konvertierung die Fotos in den sRGB-Farbraum exportiert, reduziert man die gesättigten Farben auf das Niveau von sRGB und verliert damit das leuchtende Himmelsblau oder das intensive Grün des Laubes. Bei einem solchen Workflow ist möglicherweise auch ein hochwertiger Wide-Gamut-Monitor überflüssig.

Auch wenn der Farbraum sRGB für geschätzt 90% aller Fotos genutzt wird, ist er dennoch der kleinste gemeinsame Nenner bei der Farbdarstellung. Speziell mehr und gesättigtere Grüntöne stellt der Farbraum Adobe RGB dar. Der von Kodak definierte Farbraum Pro Photo RGB ist leider so groß, dass man die Farben mit keinem handelsüblichen Monitor visualisieren, geschweige denn drucken könnte. 

Bei der Wahl des Farbraums ist der individuelle Anspruch maßgebend. Wem die Farben des sRGB-Farbraumes genügen, ist damit gut beraten. Wer das Maximum, was seine Kamera an Farben festhält, nutzen möchte, wählt  Adobe RGB 1998 als Farbraum oder sogar ECI-RGB.

Weitaus kleiner als die Farbräume Adobe RGB oder sRGB ist der im Offsetdruck verwendete CMYK-Farbraum. Druckdienstleister, die Fotografen auffordern, für den Inkjetdruck die Bilddaten in CMYK umzuwandeln, handeln nicht qualitätsorientiert, denn der CMYK-Farbraum ist nochmals deutlich kleiner als der ohnehin schon kleine Farbraum sRGB. Die aus einer CMYK-Datei entstehenden Drucke entsprechen nicht den Möglichkeiten des FineArt-Printing.

Jede Farbraumkonvertierung verändert die Farbe

Eine Umwandlung eines Farbraumes in einen anderen verursacht generell minimale Farbveränderungen und auch Qualitätsverluste. Die Umwandlung einer Adobe RGB-Bilddatei in den weitaus kleineren CMYK-Farbraum reduziert die Farbwiedergabe, zudem werden den RGB-Farbanteilen Schwarzwerte zugerechnet, schließlich wird aus den 255 Tonwerten für Rot (R), Grün (G) und Blau (B) ein Vierfarbsatz mit den Prozessfarben Cyan, Magenta, Gelb(Y) und Schwarz (K). Eine Rückumwandlung von CMYK wieder in den Farbraum Adobe RGB ist sinnlos - die Werte sind deutlich verändert, verlorene Farben sind nur durch Zugriff auf die Ausgangsdatei wieder nutzbar.

Geht es um Farbraumkonvertierung sensibler Farben nahe an der Grauachse, so kann es sinnvoll sein, der Ausgangsdatei vor der Umwandlung den 16-Bit-Modus zuzuweisen. Während im 8-Bit-Modus die jeweiligen Farben in 255 Tonwerten differenziert beschrieben werden, sind dies im 16-Bit-Modus mehr als 64 000 Farbabstufungen. Umwandlungen zwischen verschiedenen Farbräumen können aufgrund der feinen Abstufungen im 16-Bit-Modus weitaus subtiler erfolgen.

FineArtPrinter-Empfehlung: Wenn ein hochwertiger Monitor vorhanden ist, dann sollten Sie Ihre Bilder bei der RAW-Konvertierung auch in den Farbraum Adobe RGB 1998 umwandeln und Ihren gesamten Workflow auf Adobe RGB (1998) ausrichten. Grundsätzlich gilt der für den Offsetdruck zu verwendete CMYK-Farbraum als der kleinste, etwas größer ist sRGB und gleichzeitig ist sRGB auch am häufigsten verbreitet. Doch bei der Konvertierung von RAW-Files in einen Farbraum entscheiden sich immer mehr Fotografen für Adobe RGB, da hochwertige Monitore beispielsweise von Eizo, BenQ oder NEC beinahe alle Farben des Farbraums Adobe RGB darstellen können. Preiswerte Büromonitore können im Gegensatz dazu meist gerade die Farben des sRGB-Farbraums darstellen.